Links, Rechts, Gradaus

Dieses Theaterstück ist beim Kaiserverlag Wien erhältlich.

Die Geschichte spielt im Bayern der Prinzregentenzeit.
Reichenbach ist eine Kleinstadt im bairischen Oberland, in der die politische Welt noch in Ordnung scheint, und die Zentrumspartei unumschränkt und unangefochten regiert. Doch ein winziger Wermutstropfen vergällt diese Idylle, denn bei jeder Wahl hat man eine sozialdemokratische Stimme. Selbstverständlich weiß man, wer dieser Unverbesserliche ist, doch nun hat man den alten Mann beerdigt und damit auch den Wermutstropfen.

Bei der Hinterlassenschaft des Alten findet sich ein Brief, welcher den Bürgermeister in arge Verlegenheit bringt. Er, diese honorige Amtsperson, soll das Ergebnis eines Seitensprunges seiner Mutter mit eben jenem Alten sein. Der droht posthum, dieses bestgehütete Geheimnis preiszugeben, ein entsprechender Brief ist beim Notar hinterlegt, wenn nicht zu seinem Gedenken bei jeder Wahl eine „rote“ Stimme abgegeben wird. Der Not gehorchend und nicht aus Überzeugung wählt der Bürgermeister nun „rot“

Ein neuer Urnengang steht an, man freut sich, endlich ein sauberes Wahlergebnis vorweisen zu können, doch oh Schreck, beim Auszählen der Wahlzettel ist wieder eine sozialdemokratische Stimme dabei. Nun beginnt das große Rätselraten im Städtchen, der Gemeinderat, rasch einberufen, verdächtigt so manch einen, doch dann kapriziert sich der Verdacht auf den Notar. Man will ihn an dem Grab des alten Hufschmiedes gesehen haben – mit Blumen!

Ausgerechnet er, bei dem dieser Skandalbrief hinterlegt is. Entrüstet stellt der Notar den Bürgermeister zur Rede. Der muss sich zu seiner „roten“ Stimmabgabe bekennen, sein Rücktritt ist unausweichlich und die Vorstände aller Vereine, deren Mitglied er ist, „bitten“ ihn auszutreten.
Auch die Verlobung seiner Tochter mit dem Apotheker platzt und am Akademikerstammtisch ist er, der Abtrünnige nicht mehr geduldet.

Doch die Drehscheibe der Politik dreht sich weiter und als die Not am größten, hilft ein politischer Skandal in München. Die erhobenen Zeigefinger schrumpfen rasch und plötzlich ist man froh um diesen „unabhängigen, nur seinem persönlichen Gewissen verantwortlichen, mutigen Bürgermeister, der jenseits von Parteizugehörigkeit wählt wo sein Herz schlägt…“
Also geht man es wieder frisch an, es ist doch wurscht:
Einmal links, einmal rechts, Hauptsach Gradaus……

Ähnlichkeiten zum politischen Heute sind nicht zufällig und durchaus beabsichtigt.