Herzsolo

Dieses Theaterstück ist beim Kaiserverlag Wien erhältlich.

In einem vergessenen Dorf irgendwo in Bayern, in der „Öd“, trifft sich einmal in der Woche der Gemeinderat. Während des Kartelns bespricht man Gemeindeprobleme, die man ja sowieso nicht lösen kann. Denn solange es keine Strasse zu dem Dorf gibt…!
Einer der Gemeinderatsmitglieder, der Schellnsau genannt wird, weil die Watschen, die Schellen wie man Ohrfeigen in Bayern zu nennen beliebt, bei ihm sehr locker sitzen und er beim Schafkopfen meist mit der Schellnsau spielt, soll im Auftrag  einer adeligen Jagdgesellschaft geehrt werden. Er hat vorigen Sommer eine feine Dame, die sich den Knöchel verstauchte auf seinen Schultern ins Tal getragen und ihr gar ein Nachtlager angeboten.
Diese Ehrung ist verbunden mit einem Geldpreis bei auch die Gemeinde mit immerhin 2000  Goldmark dabei ist. Man schickt den einzigen Menschen der diesem Raufbold unbeschadet unter die Augen treten darf, die Frederike, Bedienung im Wirtshaus und seine Geliebte hinauf auf die Alm auf der er haust, um ihm die Sensation mitzuteilen, doch sie kommt zurück mit der grausigen Botschaft, die Schellnsau ist tot. Die Dörfler tragen ihn zu Grabe und ansonsten schwer an dem Unbill ihre Schellnsau just in dem Augenblick verloren zu haben, in dem man endlich einen Nutzen durch ihn hätte, denn wegen seiner rabiaten und groben Art lieber ging man besser auf Distanz zu ihm.

Beim Leichenschmaus erscheint jedoch sein Bruder, ein feiner Hutmacher aus München. Er ist die zehn Jahre jüngere Ausgabe der Schellnsau, aber ein Herr. Sein Benehmen ist tadellos, meine Manieren schon höfisch und zierlich spreizt er den kleinen Finger der rechten Hand kerzengerade in die Luft.

Was wäre wenn er seinen Bruder spielte, wenn er stellvertretend die Ehrung und vor allem das Geld in Empfang nähme? Sicher er müsste noch viel lernen, Gehen Sprechen Trinken, der Bedienung auf den Hintern hauen und all die Dinge, die einen rechten bairischen Mann ausmachen, doch es würde die Mühen ihn Goldmark lohnen.

Rasch geht man ans Werk, die Fortschritte sind gewaltig, bis auf den kleinen Finger, der sich immer noch hoffnungslos abspreizt, schon hat er sich seinen eigenen Spitznamen verdient, „Herzsolo“ wird er respektvoll von allen genannt, seine Herzsolos beim Karteln gewinnt er immer, doch da taucht eine feine Dame auf, die sich als jene Dame entpuppt, die der zu früh Verblichene damals zu Tale trug, auf seinen unvergesslich starken Schultern…und dann auch noch Obdach gewährte!

Selbstverständlich blieb ihr dieses bairische Urgestein im Gedächtnis…!